Sich Zeit nehmen

Insgesamt 31 Bänkli zieren noch bis September die Stadt Brugg und laden zum Verweilen ein.

Seit 16 Jahren arbeitet Christina Thomann in Brugg und ist seither begeistert vom Städtchen. «Brugg weist ein grosses gewerbliches Angebot auf, das macht es lebendig. Viele Läden sind inhabergeführt – regelrechte Trouvaillen neben den Grossverteilern.»

Ja, man bekommt fast alles in Brugg. Alles gut, also? Christina Thomann schüttelt den Kopf. Als Vorstandsmitglied des Gewerbevereins Brugg kennt sie die Sorgen der Detaillisten und Gewerblerinnen. Als Geschäftsführerin des Fachgeschäfts für Bürobedarf und Papeterie BÜPA AG kann sie auch aus eigener Erfahrung ein Lied singen: Das Einkaufsverhalten der Kundinnen und Kunden werde immer hektischer. Es herrsche der Anspruch vor: Ich will alles und das jetzt. «Es gibt kaum Verständnis dafür, dass man nicht zehntausend Artikel in den Regalen haben kann. Und oftmals holt man sich einfach nur eine gute Beratung ab, um nachher im Internet oder jenseits der Grenze einzukaufen.» Solches Verhalten fördert leider das Ladensterben. Sie selbst begegnet in ihrem Geschäft den gestiegenen Herausforderungen mit regelmässiger Analyse des Sortiments sowie gut ausgebildetem Verkaufspersonal.

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Ein lebendiges Gewerbe sei extrem wichtig für die Attraktivität einer Stadt, fährt Christina Thomann fort, das solle noch viel mehr in die Köpfe hinein. Man müsse offen und flexibel sein, um erfolgreich zu bleiben, aber auch ein starkes Miteinander sowie das Einkaufen vor Ort fördern. «Aus diesem Grund engagiere ich mich auch gern im Gewerbeverein», sagt die im Tessin aufgewachsene Geschäftsführerin. Die aktuelle Aktion war denn auch ihre Idee und weist durchaus etwas Italianità auf: «Die Brugger Bänkli, die die kommenden Monate in der Innenstadt stehen, sollen das Tempo drosseln. Die Leute können flanieren und dürfen sich hinsetzen, beobachten, staunen, reden, lachen, sie sollen die Schönheiten Bruggs geniessen und die Kontraste wahrnehmen. Denn das Städtchen ist ein unterschätztes Schmuckstück.»

Selbstverständlich haben auch wir eines der insgesamt 31 Bänkli gestaltet. Es steht beim Stadthaus und bietet sogar die Möglichkeit, das Smartphone aufzuladen.

Die Aktion des Gewerbevereins dauert bis September – lang genug also, um sich bald auf einem der Sitzbänkli so richtig Zeit zu nehmen und vielleicht seine Stimme dem schönsten Bänkli zu geben.

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