Ein Werk für Generationen

Die Wasserversorgung in der Schweiz ist eine grossartige zivilisatorische Leistung, deren Infrastruktur langfristig geplant ist und sich über Generationen erfolgreich den Anforderungen der jeweiligen Zeit anpasst.
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«Ich hätte gern einen Hahn, aus dem Coca-Cola kommt», sagt die viereinhalbjährige Lina und schmiegt sich an ihr Urgrosi Susanne. Diese lächelt. Lina darf nämlich kein Coca- Cola trinken, auch nicht im Café in Brugg, wo die beiden sitzen. Nur einmal durfte Lina probieren, und das schmeckte ihr so, dass ein Coci-Hahn zu Hause in ihren Augen ganz praktisch wäre.

Praktisch ist es auf jeden Fall, dass wir zu Hause zu jeder Zeit genug Trinkwasser zur Verfügung haben, und das erst noch zu bescheidenen Kosten. Sechs, sieben Generationen früher, also vor etwa 150 Jahren, holten noch fast alle Schweizerinnern und Schweizer das Wasser am Dorfbrunnen. Dann, ab etwa 1870, bauten die grossen Städte die ersten Wasserleitungen für den Feuerschutz. Aber man trank das Wasser auch, was jedoch zu schlimmen Cholera- und Typhus-Epidemien führte. Eine Generation später, um die 1900er-Jahre herum, entdeckte man das Leitungswasser als Infektionsweg. Von da an galt die technische Innovation der Gesundheit und der Hygiene, vielerorts wurden die Küchen ans Leitungsnetz angeschlossen, ab 1950 erhielten auch die Häuser und Wohnungen auf dem Land vermehrt ein Badezimmer.

Als Urgrosi Susanne viereinhalb war, war der Zweite Weltkrieg gerade mal zu Ende. Sie wohnte in der Stadt und hatte zu Hause eine Toilette mit Wasserspülung. Für die drei Parteien im Mehrfamilienhaus gab es aber nur eine Badewanne.

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Reinigung der Abwässer

1970 hatte die gesamte Bevölkerung in der Schweiz Zugang zu einwandfreiem Trinkwasser. Damals wurde sogar deutlich mehr Wasser pro Kopf verbraucht als heute. Bereits wartete aber die nächste Herausforderung: Industrie und Haushalte belasteten zunehmend das Wasser. Bäche, Flüsse und Seen waren zum Teil so sehr verschmutzt, dass darin das Baden verboten war. In der Zeitung las man öfter von Fischsterben, zudem belastete der Einsatz von Düngern und Pestiziden in der Landwirtschaft das Grundwasser.

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Grundwasserschutzgebiete wurden nun ausgeschieden und Abwasserreinigungsanlagen gebaut. 1990 leiteten bereits 90 Prozent aller Verbraucher ihre Abwässer in ARAs. Heute können wir deshalb überall in der Schweiz bedenkenlos in Oberflächengewässern baden, und das Grundwasser ist deutlich weniger belastet. Lina hat am Tag der offenen Tür mit ihren Eltern das neue IBB-Reservoir Mühleweiher besucht, das für die nächsten 100 Jahre gebaut worden ist. «Das war wie ein Schwimmbad, aber mit viel schönem blauen Licht», erzählt sie.

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Ganz unbesorgt können wir dennoch nicht sein. Es stehen neue grosse Herausforderungen an. Das weiss auch Susanne: «Früher war es unvorstellbar, dass die Gletscher einfach wegschmelzen würden. Wir müssen deshalb sorgfältig mit dem Wasser umgehen und uns bemühen, keine gefährlichen Stoffe in den Wasserkreislauf zu bringen. Meine Urenkelin soll ihr ganzes Leben lang gutes, gesundes Wasser haben.»