24.12.2022

Über die Aare «fegen»

Kaminfegermeister Roger Spörri, 48, liebt das Wasser und nutzt es als Sportplatz: Selbst im Winter vergnügt er sich regelmässig mit seinem Surfbrett auf der Aare bei Brugg.
Wasser ist mein Element, auf dem Wasser zu sein bedeutet für mich Freiheit. Vor allem im Winter. Ja, es ist kälter, deshalb trage ich einen Neoprenanzug. Dieser füllt sich immer wieder neu mit kaltem Wasser. Egal, es dauert, bis ich friere. Surfen im Advent ist gegenüber Surfen im Sommer viel entspannter. Im Fluss hat es keine Schwimmer, keine Boote, ich bin allein. Manchmal tanzt ein leichter Nebel über dem Wasser, die Sonne malt besondere Lichtreflexe, das ist magisch, das ist mystisch. Ich höre die Vögel zwitschern, das Rauschen der Wellen, die ich verursache und wenn ich dann vorschnelle, zischt die Luft. Das Tempo ist hoch, manchmal fast 60 Stundenkilometer und das ist wie Fliegen. Vor allem, wenn ich keine Finnen (Spurhalter des Surfboards) an das Brett geschraubt habe. Diese geben Stabilität, damit liegt das Brett solid im Wasser, aber sie bremsen auch ein wenig. Ohne Finnen sucht sich das Brett den schnellsten Weg, es herrscht ein unheimlicher Zug, ich kriege das Gefühl, abzuheben.
surfer (2)
Das Flusssurfen ist anders als das Wellenreiten oder das Surfen auf der stehenden Welle. Ich brauche eine Kraft von aussen, um Bewegung zu erzeugen. Das ist entweder ein Bungeeseil, das an der Brücke befestigt ist. Man lässt sich von der Strömung flussabwärts treiben, das Seil spannt sich, und wenn ich mich nicht mehr gegen das Brett stemme, sondern dieses flacher stelle, zieht sich das Seil zusammen und beschleunigt mich. Die zweite Methode ist der Einsatz einer Akku-Seilwinde, da habe ich Seil bis zu 300 oder mehr Metern. Auf mein Kommando mit einer Trillerpfeife, ein Handzeichen ist auf diese Distanz nicht eindeutig, drückt mein Kollege auf der Brücke den Knopf. Die Seilwinde kann stufenweise auf eine Geschwindigkeit von 6 bis 60 Kilometer pro Stunde reguliert werden. Es braucht Kraft in den Armen und in den Händen, damit man das Seil nicht loslässt. Bei der Brücke angekommen, ist das Tempo immer noch so hoch, um weitere 150 Meter flussaufwärts zu surfen.
surfer (9)
Die Begleitperson auf der Brücke ist sehr wichtig. Ein Fluss soll nie unterschätzt werden, es kann immer etwas passieren, etwa, dass man sich im Seil verheddert. Deshalb hat der Kamerad ein Messer griffbereit, um es zu kappen. Im Sommer achtet er auf Schwimmer und Boote, bei Hochwasser auf Baumstämme. Ich kenne die Gefahren, ich bin Pontonier in Brugg und Jungpontoniertrainer, da lernt man alles über den Fluss.
Es bleiben oft Leute auf der Brücke stehen und stellen Fragen. Genau so bin ich vor einigen Jahren zum Flusssurfen gekommen. Ich gehe meist mit meinem Sohn David surfen, wir wechseln uns ab. Wenn ich könnte, wäre ich jeden Tag auf dem Fluss. Das hängt aber von den äusseren Bedingungen ab und von meiner Arbeit, die viel Zeit in Anspruch nimmt und körperlich anstrengend ist.»
standuppaddle (1)

Wettbewerb

Stand-Up-Paddle-Set im Wert von 330 Franken gewinnen

Dieser Wettbewerb ist geschlossen.