18.12.2022

Mit Stachel und Ruder

Der Pontoniersport ist eine exklusiv schweizerische Angelegenheit, etwa so wie das Schwingen und das Hornussen.

Ursprünglich ging es mit den Pontons darum, behelfsmässige Brücken über Flüsse zu bauen, die das Militär nutzen konnte. Der Pontonier-Sportverein Brugg wurde 1897 gegründet und hat rund 70 Mitglieder, vom 10- bis zum 92-Jährigen, sowohl Männer als auch Frauen. Trainiert wird im Schachen auf der Aare, jeweils von März bis Oktober. Vereinspräsident Peter Lüscher äussert sich im Interview zu den Besonderheiten des Vereins.

 

Peter Lüscher, Sie sind seit 1988 im Pontonier-Sportverein Brugg. Was fasziniert Sie an diesem Sport?
In der Natur zu sein, die Präzision, die das Fahren verlangt, die sich immer wieder ändernden Bedingungen, denn nur schon eine kleine Veränderung des Wasserstands führt zu neuen Situationen. Was mir besonders gefällt, ist auch, dass es nicht nur um Kraft geht, sondern auch um die Technik und das richtige Einschätzen der Strömungen.

 

Was ist das Besondere am Pontoniersport?
Wir gehören mit unserer Sportart in eine Reihe mit dem Schwingen und dem Hornussen – nirgends sonst wird dieser Sport ausgeübt.

 

Wie wird ein Pontonierboot auf dem Wasser bewegt?
Das Ruder dient für die Querung des Flusses und zum Runterfahren, mit dem Stachel fährt man flussaufwärts.

 

Das Pontonierwesen entstammt dem Militär. Wie kam es, dass in der Schweiz nun über drei Dutzend Pontoniervereine existieren?
Der Ursprung liegt am Ende des 19. Jahrhunderts. Bis dahin konnte man für den militärischen Brückenbau auf die Erfahrung der vielen Fischer und Flösser in der Schweiz zählen. Als diese aber immer weniger wurden, regte die Armee an, das Pontonierwesen in Vereinen zu organisieren. Somit können ausserhalb des Militärs das Können und das Fachwissen trainiert werden. Das ist auch der Grund, weshalb die meisten Pontoniervereine jetzt ihr 125-Jahre-Jubiläum feiern. Die Boote, die wir im Verein nutzen, gehören der Armee, wir leihen sie gewissermassen aus.

Spannend zu wissen:

  • Pontoniere sind älter als 20 Jahre. Sie üben ihren Sport in einem «Übersetzboot» aus (9,1 Meter lang, 1,68 Meter breit, Gewicht 460 Kilo). 
  • Jungpontoniere sind jünger als 20 Jahre. Sie fahren einen «Weidling» (9,8 Meter lang, 1,51 Meter breit, Gewicht 340 Kilo), das leichter und handlicher in der Handhabung ist als das Übersetzboot.
  • Das Wasserfahren wird heute als Sport betrieben, wobei jeweils zwei Wettkämpfer einen Fahrtrupp bilden. Steuermann und Vorderfahrer sind ein Team.
  • Es gibt rund 40 Vereine in der Schweiz, vor allem entlang von Rhein, Aare, Reuss und Limmat. Zwei Vereine haben ihren Standort in der Westschweiz.
  • Der Wettkampfparcours kann mit einem Hindernislauf auf dem Fluss verglichen werden. Es geht darum, verschiedene Übungsteile möglichst schnell und präzise sowie stilistisch einwandfrei zu absolvieren.
  • Jährlich gibt es eine Schweizer Meisterschaft und eine Jungpontonier-Schweizer-Meisterschaft. Alle drei Jahre findet ein Eidgenössisches statt.
  • Pontoniere trainieren meistens zwei- bis dreimal pro Woche im Sommer auf dem Fluss und einmal pro Woche im Winter in der Halle Präzision und Ausdauer.
Pontoniere Brugg (8)
aare-fluss

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