13.06.2023

Motiviert in den Umbau

IBB-Ingenieur Felix Kreidler mit Antworten auf die komplexe Frage, wie unsere Region trotz Klimawandel in Zukunft mit genügend Strom, Wärme und Wasser versorgt werden kann. Im Gespräch mit Fachleuten zeigt er Lösungen wie das Projekt Schwammstadt, den Aufbau eines Fernwärmenetzes und eine regionale Wasserversorgung.

«Nein, nein», antwortet Felix Kreidler lachend auf die Frage, ob er der «Mister Klimawandel» bei der IBB sei. Dennoch ist der Geschäftsleiter Ingenieur- und Service-Dienste aufgrund seiner Aufgaben bei der IBB die geeignete Person, Fragen zu beantworten, die sich durch den Klimawandel für unsere Region und die IBB als Energieversorgerin stellen.

Felix Kreidler ist schon seit 17 Jahren bei der IBB und macht gleich zu Beginn klar: «Die Klimaerwärmung verändert unser Geschäftsmodell erheblich.» So wird Erdgas, eines der Standbeine der IBB, in Zukunft nur noch für spezialisierte Industriezweige eine Rolle spielen. Stattdessen sind klimafreundlichere Lösungen für die Energieversorgung gesucht sowie etliche neue Konzepte, um den Realitäten eines veränderten Klimas zu begegnen. Dabei sollen keine Kompromisse bei der hohen Versorgungssicherheit für Haushalte, Gewerbe und Industrie gemacht werden.

Auf den ersten Blick eine Herkulesaufgabe, aber die IBB ist vorbereitet. «Die ersten Überlegungen zur Dekarbonisierung in unserem Versorgungsgebiet und damit auch zum klimafreundlicheren Heizen machten wir uns schon vor zehn Jahren. Mittlerweile haben wir eine klare Strategie, um im Wärmebereich bis 2040 klimaneutral zu werden», sagt Felix Kreidler.

 

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Die biodiverse Schwammstadt

Lange Zeit galt folgende Maxime: Niederschläge über Kanalisationen, Regenbecken und Kläranlagen unsichtbar und rasch aus dem Siedlungsgebiet abführen. «Im Untergrund haben wir deshalb auf Jahrzehnte hinaus gebaute technische Meisterleistungen, die pro Person mehrere zehntausend Franken kosten», sagt Anja Herlyn, Co-Präsidentin des Verbands Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute (VSA). Der Klimawandel führt nun zu einem radikalen Umdenken. Wasser soll zukünftig möglichst lange im Siedlungsbereich zurückgehalten werden. Versickerung und Verdunstung sind wichtige Massnahmen, um die Auswirkungen der Klimaerwärmung im Siedlungsbereich abzufedern. «Wir müssen künftig nicht nur auf die Qualität des Wassers achten, sondern auch auf die Quantität», so Herlyn. Das innovative IBB-Bauprojekt «Wohnhaus im Bilander» in Brugg trägt dieser Forderung Rechnung und unterstützt die eminent wichtige Biodiversität
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Die CO2-neutrale Heizung

Es ist keine Option, in Zukunft den Wohnbereich mit Erdgas zu heizen. Die Devise heisst Dekarbonisierung, also CO2-neutral heizen, wie in der Energiestrategie 2050 des Bundes gefordert. Für die IBB als Versorgungsunternehmen war die Suche nach einer Ersatzlösung für ihre Erdgaskunden essenziell und ist unter anderem in Form von Fernwärme gefunden. Die Transformation erfordert Investitionen von über 100 Millionen Franken und viel Geschick, um im Versorgungsgebiet vorhandene natürliche oder menschengemachte Wärmequellen anzuzapfen. CEO Eugen Pfiffner: «Es ist klar, dass die Dekarbonisierung notwendig ist und vorangetrieben werden muss, um die klimatischen und wirtschaftlichen Schäden eingrenzen zu können. Dabei soll die Versorgungssicherheit weiterhin mit konkurrenzfähigen Preisen sichergestellt werden.»

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Das kluge Wassermanagement

Der Klimawandel verursacht mehr Wetterextreme, es wird häufiger zu Überschwemmungen und zu Dürren kommen. Beides belastet die Versorgung der Haushalte mit Trink- und Brauchwasser. Die Region Brugg ist diesbezüglich gut aufgestellt und verfügt über genügend Wasser. Ein kluges Wassermanagement ist dennoch nötig. Die Regionale Wasserversorgung (REWA) Birrfeld, ein Verband von sechs Gemeinden, setzt diese exemplarisch bereits in Teilen um. Die Geschäftsführung des Verbands übt die IBB aus. Der Präsident, der Scherzer Landwirt Daniel Vogt, macht klar: «Das Wasser ist zwar da, aber nicht immer dort, wo es gebraucht wird. Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, muss regional gedacht und stärker vernetzt werden.»

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